Neubau Allwetterbad in Diepholz

Allwetterbad Diepholz

Die Planung zum Neubau eines Allwetterbades hat sich leider zu einem sehr emotionalen Thema in Diepholz entwickelt. Wir bedauern sehr, dass ein sachlicher, konstruktiver Austausch in Teilen unserer Bürger nur schwerlich erreichbar war. Natürlich können wir die formulierten Wünsche bzw. teils Forderungen durchaus verstehen und auch nachvollziehen, aber letztendlich hat die Abwägung aller Einflussfaktoren zu einem Ergebnis geführt, mit dem verständlicherweise nicht alle zufrieden sind. Es ist häufig wie beim Bau eines Wohnhauses, nicht jede Idee oder Vorstellung ist finanziell realisierbar.

 In die zweite Phase der Bürgerbeteiligung sind noch einmal etliche Anregungen eingebracht worden und haben zu Verbesserungen bzw. Ergänzungen im Planentwurf geführt, aber einhergehend mit höheren Investitions- und folglich steigenden Betriebskosten. An dieser Stelle kann ich versichern, dass wir uns die Entscheidung alles andere als leicht gemacht haben. Am Ende haben wir uns nicht nur mit zwei Varianten auseinandergesetzt, sondern mit einer weiteren Möglichkeit beschäftigt.

Dieses Modell hätte die Schließung des Freibades in dem Moment zur Folge, wenn ein Weiterbetrieb aus baurechtlichen oder technischen Gründen nicht mehr möglich wäre. Damit verbunden wäre dann ein verlängerter Betrieb des Hallenbades, immer unter der Voraussetzung, dass zwischenzeitlich keine Reparaturkosten im 6-stelligen Bereich anfallen würden.

Rauf und runter haben wir über das Für und Wider diskutiert.

Bereits seit 2009 beschäftigt das Thema Bäder den Betreiber -die Stadtwerke-, die Verwaltung und natürlich auch die Politik. Seinerzeit wurde die Altenburg Unternehmensberatung beauftragt, ein Bäderstrategiekonzept zu erstellen, da sich eine umfangreiche Sanierung, primär des Freibades abgezeichnet hatte. Über verschiedene Modelle wurde seinerzeit beraten, gute Argumente haben seinerzeit zu dem Ergebnis geführt, die Bäder weiter zu betreiben und nur dringend erforderliche Reparaturmaßnahmen umzusetzen. Im Nachhinein betrachtet eine gute Entscheidung, die Unterhaltungskosten hielten sich im Rahmen und der Erhalt des 50m Beckens wurde über viele Jahre gesichert. Der Betreiber hat es immer wieder geschafft, das Freibad ohne vorübergehende Schließungen am Laufen zu halten.

Bereits im Gutachten der Unternehmensberatung 2009 steht geschrieben „Die Wasserflächen im Freibad Diepholz sind in Relation zur Besucherzahl völlig überdimensioniert. Eine Sanierung am bestehenden Standort muss aus Beratersicht daher zwingend mit einer Verkleinerung der Wasserflächen einhergehen“.

Sind nun die Besucherzahlen in den vergangenen 15 Jahren gestiegen? In diesem Jahr waren an über 50% der Öffnungstage unter 250 Besucher im Freibad. Selbst bei den Grundschulen ist die Sommernutzung sehr dürftig, wie wir in einer Fachausschuss-Sitzung erfahren durften. Überwiegend wird die Hallensaison genutzt.

Aufgrund der maroden Bausubstanz im Freibad ist zweifellos der Zeitpunkt gekommen, über die Zukunft eines Bäderangebotes zu entscheiden. Im März 2023 hat der Rat einstimmig beschlossen, ein Allwetterbad mit dem Standort im Müntepark zu planen.  Dabei sind wir der Expertenmeinung gefolgt und haben eine Sanierung aus guten Gründen ausgeschlossen.

An dieser Stelle greifen wir das beliebte Thema Sanierung noch einmal auf, da immer wieder die Diskussion in diese Richtung gelenkt wurde. Zur Berechnung der Kosten haben wir auf Wunsch zusätzliches Geld in die Hand genommen. Im Ergebnis wäre es eine Erneuerung der bestehenden Anlage und keine Sanierung mit weitaus höheren Kosten zu der Investition und den Betriebskosten. Den Experten etwas mehr zu vertrauen und Glauben zu schenken, wäre in dieser Hinsicht sehr hilfreich.

Zurück zum Ratsbeschluss aus dem Jahre 2023:

In dieser Ratssitzung haben wir uns darauf verständigt, eine Arbeitsgruppe bestehend aus Vertretern des Betreibers, der Verwaltung, des Planungsbüros und jeweils Vertreter aus allen Fraktionen des Rates zu bilden. Ziel des Projektes war es, ein adäquates ganzjähriges Schwimm- und Badeangebot für möglichst viele Benutzergruppen zu schaffen. Vom Kleinkind, über Familien, den Schulen, den Sportschwimmern, Tauchern, Wasserspringern, für die vielfältigen Kursangebote und allen voran der Schwimmunterricht für die Kinder und das an 360 Tagen im Jahr, völlig unabhängig vom Wetter.

Wie bereits erwähnt, treibt uns die Finanzierung dieses Großprojektes Sorgenfalten ins Gesicht, es ist und bleibt eine unglaubliche Herausforderung mit historischer Bedeutung für unsere Stadt. Der Handlungsspielraum wird in der Zukunft zweifellos verengt. Wir haben in der Prognoserechnung zu der von uns befürworteten Variante 1 anfangs rund 2,15 Mill. € jährlich und das über einen langen Zeitraum zu stemmen. Gegenüber dem bisherigen Defizit von etwa 1,0 Mill.€, die mindestens doppelte Summe.

An einem Beispiel möchten wir einmal aufzeigen, was es z.B. für unsere Bürger bedeuten würde, wenn dieser höhere Fehlbetrag über die Grundsteuer abzudecken wäre. D.h., es würde bedeuten, der Hebesatz von aktuell 410% müsste auf 550 % angehoben werden, um den erforderlichen Betrag aufzufangen. Für den Eigentümer eines Wohnhauses mindestens 100 € p.a., trifft aber auch viele Mieter, da die Steuer umlagefähig ist.  

Der städtische Haushalt hat im Vergleich dazu ein Gesamtvolumen von etwas mehr als 42 Mill. €, um einfach mal ein Gefühl sowohl für die Dimension des Projektes sowie für die Verhältnismäßigkeit zu bekommen. Um es an dieser Stelle noch einmal deutlich zu sagen, es handelt sich bei dem Bad um eine freiwillige Aufgabe, im Gegensatz dazu die Aufgaben der Kinderbetreuung, der Schule oder der Feuerwehr.  Wir dürfen die Handlungsfähigkeit in der Zukunft nicht aus dem Blick verlieren. Fatal wäre es, wenn der Haushalt nicht genehmigt wird und die Kommunalaufsicht uns vorschreibt, was wir zu tun oder zu lassen haben. Wir können kein Versprechen darüber abgeben, dass Steuererhöhungen in den kommenden Jahren ausgeschlossen sind, in welcher Größenordnung auch immer.

Wir wollen, dass es in Diepholz auch weiterhin ein attraktives Schwimmangebot gibt und Befürworten daher diese Investition für die Bürger unserer Stadt, auch mit dem Blick auf das Mittelzentrum, das wir sind und schließlich zur Steigerung der Attraktivität mit einem modernen Bad.  Daher halten wir das Vorhaben zu der Variante 1 gerade noch für vertretbar.